Bedrohung, Befreiung und Beziehung – wie KI in Filmen dargestellt wird

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Über die letzten Jahrzehnte gab es zahlreiche Filme, welche sich dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) gewidmet haben. Doch in welcher Form wurde diese dargestellt? Unsere Spezialistin, Mascha Kurpicz-Briki beschreibt die häufigsten Interpretationen.

Künstliche Intelligenz (KI) hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem zentralen Thema in der Filmindustrie entwickelt. Von den frühen Science-Fiction-Klassikern bis hin zu modernen Blockbustern spielen Maschinen, die menschliche Intelligenz nachahmen, eine immer bedeutendere Rolle. Bereits 2020 erhielt man beispielsweise für eine Suche nach «Artificial Intelligence» auf der Filmwebseite IMDb 735 Treffer [1].

Die KI nimmt in den verschiedenen Filmen ganz unterschiedliche Rollen ein. Wie werden Anwendungen der künstlichen Intelligenz in Filmen dargestellt? Im kürzliche erschienenen Buch [1] von Dr. Nadine Hammele wird dies ausführlich untersucht. Dazu wurden zunächst klare Eingrenzungskriterien festgelegt, welche dieser Filme für die Analyse berücksichtigt werden sollen. Es wurde eine enge Definition von KI benutzt, Filme mit Cyborgs, Roboterwesen von fremden Planeten oder andere künstliche geschaffene Wesen wurden nicht berücksichtigt. Der Fokus lag ausserdem auf Spielfilmen, Sach- und Dokumentarfilme wurden ausgeschlossen. Auf Grund der potenziellen kulturellen Unterschiede hat die Studie nur den westlichen Kulturkreis berücksichtigt. Entsprechend wurden Filme mit Produktionsort Europa, USA, Kanada und/oder Australien berücksichtigt. Die resultierende Sammlung von Filmen umfasste Filme zwischen den 1970er Jahren und den 2010er Jahren, welche dann insbesondere bezüglich der verwendeten Narrativen untersucht und verglichen wurden.

Verschiedene Rollen der KI

Basierend auf der Analyse [1] wurden drei Hauptformen der Narrative unterschieden:

  • Bedrohungsnarrativ
  • Befreiungsnarrativ
  • Beziehungsnarrativ

Das Bedrohungsnarrativ umfasst die Filme, bei welchen die ganze Gesellschaft (15 Filme) oder einzelne Personen (14 Filme) durch die KI in Gefahr gebracht werden. Die Analyse ergab, dass sich die Bedrohung in den 1970er bis 1990er Jahren eher auf die Widerstandsfähigkeit oder die physische Stärke bezog, während es in den 2010er Jahren eher um List, Manipulationsgeschick oder Vernetzung geht.

Szene aus «I, robot» (Copyright: 2004 Twentieth Century Fox)

Beim Befreiungsnarrativ geht es um die Befreiung einer KI von Menschen, welche diese gefangen halten, umprogrammieren oder zerstören möchten. Es wurde für dieses narrativ unterschieden, ob die KI einer erwachsenen Person entspricht (11 Filme), oder einer Person im Kinder- oder Jugendalter (10 Filme).

Das Beziehungsnarrativ enthielt Geschichten über romantische Liebesbeziehungen (13 Filme), Eltern-Kind-Beziehungen (3 Filme) und freundschaftliche Beziehungen (4 Filme). Interessanterweise wird angemerkt, dass die romantischen wie auch die Eltern-Kind-Beziehungen, bei denen eine KI involviert ist, nach einiger Zeit scheitern. Bei den freundschaftlichen Beziehungen wurde zunächst eine Ablehnung durch den Menschen identifiziert, welche durch eine gemeinsame Mission dann überwunden werden konnte.

Bestätigung: kriegerische oder friedliche KI

Die Untersuchung [1] konnte die bisherigen Erkenntnisse aus der Literatur bestätigen und insbesondere erweitern, in dem die Kategorien weiter ausdifferenziert wurden. Die KI wird in den Filmen mit dem Bedrohungsnarrativ als böse, und bei den Filmen mit Befreiungsnarrativ als gut dargestellt. Beim Beziehungsnarrativ ist diese Zuteilung in kriegerisch oder friedliche KI nicht so eindeutig, und die Darstellung ist ambivalenter. Auch eine andere Studie kam zum Schluss, dass die KI in Filmen meistens negativ oder ambivalent dargestellt wird, selten aber neutral [2].

Ein weiterer interessanter Punkt ist das Fazit, dass genderstereotypen auch im 21. Jahrhundert noch ein relevantes Thema sind in dieser Art von Film. Obwohl es auch um Emanzipation geht, wird auch das Bild der weibliche sexualisierte KI reproduziert, welche Männern dient. Zukünftige Forschung könnte sich daher mit der Frage auseinandersetzen, inwiefern neure Filme mit den traditionellen Geschlechterrollen brechen.

KI in Filmen anderer Kulturkreise

Während die oben genannte Untersuchung sehr viele interessante Aspekte beleuchtet hat, bringt die Einschränkung auf den westlichen Kulturraum eine Limitation mit sich. Die Wahrnehmung von Technik und Robotern kann in unterschiedlichen Regionen sehr unterschiedlich sein, und entsprechend auch Auswirkungen haben auf die Entwicklung von Filmen. Eine systematische Ausarbeitung und Vergleich der Narrative von KI-Filmen in verschiedenen Regionen der Welt in Zukunft wäre demnach sicherlich eine interessante Ergänzung zu der hier beschriebenen Forschung.


References

  • [1] Hammele, N. (2024). Künstliche Intelligenz im Film: Narrative und ihre Entwicklung von 1970 bis 2020. transcript Verlag.
  • [2] Murphy, P. (2024). AI in the Movies. Edinburgh University Press.
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AUTHOR: Mascha Kurpicz-Briki

Dr. Mascha Kurpicz-Briki ist Professorin für Data Engineering am Institute for Data Applications and Security IDAS der Berner Fachhochschule, und stellvertretende Leiterin der Forschungsgruppe Applied Machine Intelligence. Sie beschäftigt sich in ihrer Forschung unter anderem mit dem Thema Fairness und der Digitalisierung von sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.

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